Denglisch bei der Fussballreportage

 

Text von Gero Greb

 

Geschrieben während der Weltmeisterschaft 2010, aber heute immer noch sehr aktuell. Sogar das Wort "Cut", siehe unten, wurde kürzlich in einem Fussballkommentar wieder gebraucht.

 

 

 

Als Freund, vielmehr als Bruder des Deutschen, habe ich schon im Sandkasten mit Deutsch gespielt, wir bauten zusammen Burgen und gravierten in die Mauern die Namen unserer Helden. Deutsch war ein unheimlich lieber Kerl, er machte alles mit. Er liess sich verbiegen, ich konnte mich ergötzen an den wunderschönen Bandwurmsätzen, die nur er und ich auflösen konnten, wir kämpften miteinander. Es war mir möglich, so schöne Sachen zu sagen wie: „Singsibums; dallaladu; hotemäxilinileinchen!“ unserer - dem Deutsch und meiner Phantasie - waren keine Grenzen gesetzt - kurz und gut wir hatten jede Menge Spass miteinander - bis dann die Erwachsenen kamen!

 

Diese verhunzten unsere schöne Sprache, die ja schon seit Jahrhunderten durch die romanischen (Latein, französisch) Sprachen befruchtet wurde durch

 

D E N G L I S H !

 

Vor kurzem, ich blendete mich Anfang der 2. Halbzeit Deutschland gegen Aserbaidschan ein, meinte der Kommentator,“Ja, Merdesacker ist nicht mehr auf dem Feld, er hat einen Kat und muss zur Untersuchung!“

 

Was hat der Merdesacker? - Einen KAT?“ fragte ich mich: So schlimm kann es doch wohl nicht sein mit den Abgasen unserer Fussballer, dass sie einen Kat benötigen, zumal man ja von der Verpflegungsseite her streng darauf achten sollte, dass sich nicht all zu viel Gas in den Gedärmen dieser grandiosen Sportler bildet – es sei denn, man will die Rückstosskraft für einen Vorstoss (Rückstoss + Vorstoss = Torstoss) nutzen.

 

Nun der Moderator wieder mit seinem CUT – der muss ja unheimliche Minderwertigkeitskomplexe in sich tragen, dass er zum 2. Mal innerhalb weniger Minuten dieses Wort hervorgehoben, so quasi in Rot untermalt, hervorstösst.

 

KAT ? – hat es eine Ehrung gegeben, so dass Merdi (übrigens auch so eine Unsitte im heutigen Sprachgebrauch, alles mit - I - enden lassen (Schnulli, Mausi, Schweini usw.) vielleicht Überreste von der I-Deklination aus dem Lateinischen oder hat die die Schweiz Ihre Fingerli im Spieli?) einen Cut trug? (gutes Jackett). Dann wundert es mich allerdings nicht mehr, dass er nun nicht mehr mitspielt – da kommt man ja unheimlich ins Schwitzen - und laufen, grätschen, und aus Leibeslust schiessen, kann man ja mit so einem teuren Kleidungsstück auch wieder nicht gut – oder. Ich meine, schonen muss er so eine teure Stoffumhüllung ja nicht, bei den Gehältern. (Gehälter - woher kommt dieses Wort eigentlich? Von Geh und halt ? – Das würde ja bei manchem Fussballer zutreffen – ein Stück laufen, gehen und dann wieder halten, um zu überlegen, wie man seine Millionen gut anlegt – bei dem IQ, den manche Kicker haben, geht es ja nicht zusammen denken und bewegen – (Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass Männer nur eine Sache auf einmal machen können).

 

Und nun wieder unser Freund, der Moderati „Schade, dass Merdi nicht mehr dabei ist, der Cut muss überprüft werden!“ Aha, jetzt komme ich der Sache schon erheblich näher: Merdi ist beim Friseur „Cut and Föhn“ (gerade vorgestern in Berlin sah ich so einen tollen Laden) Anscheinend war seine Frisur nicht länderspielgerecht und Löwi hat ihn vom Platz geschickt. Und so eine Herrichtung kann natürlich ganz schön lange dauern, bei so einem edlen und teuren Kopf.

 

Ich war noch nicht richtig fertig mit meiner Auflösung dieses Worträtsels, als Kommentati zum 4. Mal (aller guten Dinge sind 3 aller schlechten 4) seinen komplexbeladen Spruch rausliess:“Merdesacker wurde mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wegen seinem (man achte hier auf „Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod“) Cut über dem linken Auge!“ - So jetzt hat es endlich bei mir geklingelt – Also, so ein „Cut“ war gemeint – ein Schnitt. Gut das Moderati noch Krankenhaus und Auge erwähnt hat, sonst hätte ich doch glatt angenommen, dass er unter die Filmeschneider gegangen wäre, zum Filme schneiden, so quasi als Fachmann für gelungene Bewegunsgsabläufe.

 

Nein, Merdi hatte nur einen Schnitt über dem linken Auge – was für ein Aufwand – mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus – oh, jetzt habe ich aus Versehen nicht Neuhochdeutsch gesprochen – das muss heissen:“Merdi wurde mit dem Heli ....!

Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Den Schraubi hätte man bei Lebensgefahr nehmen müssen, aber doch nicht bei einem Cut über dem linken Auge – bei mir hat das DRK vor vier Jahren 2 Stunden gebraucht, um mich mit meinem ausgekugelten Arm ins 16 Kilometer entfernte Spital nach Schaffhausen zu bringen – solche Schmerzen hatte Merdi garantiert nicht – ich hätte doch Fussballer werden sollen, dann hätte man mich damals mit dem Schraubi nach Schaffhausi ins Spitali gebracht (das 4. „I“ bei „gebracht“ verkneife ich mir jetzt)!

 

Der Hintergrund dieser Sprachvergewaltigungen ist eindeutig der, dass man seine Umgebung über seinen wahren IQ, über seine wahre Stellung in dieser Gesellschaft hinwegtäuschen will und dass man sozusagen am Puls der Zeit sich befinden will – mit anderen Worten, nur dumme Leute mit kolossalen Minderwertigkeitskomplexen benutzen solche Akrobatik.

 

Zuletzt noch dieses:

 

Dann kommen solche, auf allen Kanälen täglich zu hörende, Formulierungen zustande wie: Das Triebwerk (Flugzeug) wurde von einem sogenannten birthstroke beschädigt ! Obwohl „sogenannte“ ein deutsches Wort ist, stellen sich bei mir sofort die Haupthaare hoch - „Dummkopf, kannst Du nicht einfach „Vogelschlag“ sagen, wenn Du schon hier in dem sogenannten Deutschland oder in der sogenannten Schweiz lebst und arbeitest?“

 

Zu Denglisch fiel mir 2009 folgender Spruch ein !

 

Wem`s im Hirn zu eng isch, der spricht denglisch!

 

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© Regula Heinzelmann